Entschließungen des 11. dbb bundesfrauenkongresses:
Arbeitsaufträge auch an die Politik
Die dbb bundesfrauenvertretung setzt sich für die besonderen Interessen
von Frauen im öffentlichen Dienst ein, von denen über 408000 im dbb orga-
nisiert sind. Deshalb umfassen die imMai 2015 vom 11. dbb bundesfrauen-
kongress beschlossenen Entschließungen für die kommenden fünf Jahre alle
Bereiche, mit denen Frauen im Laufe ihres Erwerbslebens und in der Alters-
versorgung konfrontiert werden. Die Themen sind gesetzt, jetzt beginnt die
Sacharbeit.
„In der politischen und ge-
werkschaftspolitischen Arbeit
dreht sich alles immer um die
eine Kernfrage: Was wollen die
Mitglieder? Welche Themen
polarisieren, wo können wir
uns einigen, welche Richtung
gilt es einzuschlagen?“, fasst
die Vorsitzende Helene Wild-
feuer den Arbeitsauftrag der
dbb bundesfrauenvertretung
zusammen. „Die Delegierten
aus den Mitgliedsverbänden
und Landesbünden haben auf
dem 11. dbb bundesfrauen-
kongress in Potsdam Anfang
Mai die Marschroute für die
frauenpolitische Arbeit der dbb
bundesfrauenvertretung in der
neuen Legislaturperiode fest-
gelegt. Die aktuellen Themen
sind in acht Entschließungen
gebündelt, die uns als Grund
lage für die nächsten Jahre
dienen werden.“
Die Entschließungen befassen
sich mit folgenden Themen:
Vereinbarkeit von Familie und
Karriere im Beruf, Verbesserung
der Vereinbarkeit von Pflege
und Beruf, systemgerechte
Anerkennung von Kindererzie-
hungszeiten in der Altersver
sorgung, Gender Budgeting
als Handlungsprinzip für die
Staatsfinanzen, Entgeltgleich-
heit für den öffentlichen Dienst,
betriebliches gendergerechtes
Gesundheitsmanagement,
Sicherung des Qualitätsan-
spruchs in der Kinderbetreuung
sowie mehr Frauen in Führungs
positionen (Quote).
Helene Wildfeuer hält viele
dieser Themen, wie etwa die
Vereinbarkeit von Familie und
Karriere im Beruf oder auch die
systemgerechte Anerkennung
von Kindererziehungszeiten in
der Altersversorgung, für wah-
re „Dauerbrenner“: „Junge
Frauen haben eine klare Vor-
stellung, wie sie ein Leben mit
Kindern und Karriere verein
baren können. Wir setzen uns
seit Jahren erfolgreich für die
familienfreundliche Gestal-
tung von Arbeits- und Beschäf-
tigungsbedingungen ein. Dazu
gehört selbstverständlich eine
qualitative Ausgestaltung der
Kinderbetreuungsangebote,
nachdem in den letzten Jahren
der Fokus auf den quantitati-
ven Ausbau der Bertreuungs-
plätze zur Erfüllung des Rechts-
anspruchs gelegt wurde.“
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Entgeltgleichheit im
öffentlichen Dienst
Die Entschließung zur Entgelt-
gleichheit im öffentlichen
Dienst hält die Vorsitzende für
ein gutes Beispiel, wie nah die
Sacharbeit der Frauenvertre-
tung am Puls des Geschehens
ist: Schließlich nimmt das The-
ma auf bundespolitischer Ebe-
ne gerade richtig Fahrt auf. Bis
hinein in die öffentliche Diskus-
sion verbreitet sich dort die
Wahrnehmung, dass weibliche
Beschäftigte im öffentlichen
Dienst im Schnitt sieben Pro-
zent weniger verdienen als ihre
männlichen Kollegen – trotz
derselben gesetzlichen Grund-
lagen. Die Gründe hierfür: fa-
miliär bedingte Berufsunter-
brechungen, Teilzeit und die
damit verbundenen Hemmnis-
se beim Aufstieg, keine ad-
äquate Bezahlung in sogenann-
ten „typischen Frauenberufen“
und einiges mehr.
Eine zentrale Forderung der
dbb bundesfrauenvertretung in
dieser Entschließung ist daher,
dass eine grundsätzlich „ge
genderte“ Datenerhebung in
allen Bereichen Klarheit schafft,
wie diese Lohnlücke genau zu-
stande kommt. „Die Einführung
dieses Instrumentariums ist nö-
tig, um die politische Diskussi-
on anhand gesicherter Fakten
führen zu können. Wie wichtig
solche Zahlen und Daten sind,
konnten wir bei der Entstehung
des Führungspositionengeset-
zes beobachten. Dort erwies
sich der Public Women-on-
Board-Index, der eindeutig be-
zifferte, wie gering der Frauen-
anteil an Führungspositionen
ist, in der Diskussion als un-
schlagbar. Die dbb bundesfrau-
envertretung erwartet, dass die
Politik jetzt auch aktiv für die
Gleichbehandlung von Frauen
und Männern bei der Entgeltge-
staltung eintritt.“ Dazu gehöre
auch die Entwicklung von dis-
kriminierungsfreien Arbeitsbe-
wertungsverfahren; Politik und
Tarifvertragsparteien müssten
eingebunden werden.
Die ersten politischen Beteili-
gungsgespräche haben bereits
stattgefunden, und die Ent-
schließung des 11. dbb bundes-
frauenkongresses zur Entgelt-
gleichheit für den öffentlichen
Dienst liegt dem Bundesfrau-
enministerium bereits vor.
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Gender Budgeting
Anders verhält es sich bei Um-
setzung von Gender Budgeting
als finanzpolitischem Instru-
mentarium in Politik und
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dbb magazin | Juli/August 2015