dbb magazin 7/8 2015 - page 33

des Schiffs an und zeigt mit
dem Daumen nach oben. Im
Maschinenkontrollraum ne-
benan genießt man anschlie-
ßend nicht etwa den Ausblick
auf das imposante Herzstück
des Ozeanriesen: ein Zwölfzy-
linder-Reihenmotor mit Turbo
(stolze 98 280 PS), drei Decks
hoch, 24 Meter lang, 10 Meter
breit und knapp 2 000 Tonnen
schwer. Oberkommissar Wro-
bel ist über das „Oil Record
Book“ gebeugt, notiert sich
Zahlen, rechnet konzentriert
aus, ob die eingetragenen Wer-
te dem annehmbaren Ver-
brauch entsprechen, ob der
Schwefelgehalt stimmt.
Noch eine ganze Weile haben
die beiden Polizisten dort un-
ten im Rumpf zu tun und
schauen sich um – am Ende ist
schließlich alles in Ordnung,
und nach dem „Aufstieg“ zu-
rück ins Tageslicht verabschie-
det man sich – bis zum nächs-
ten Mal: „All the best!“
<
„Safety“ und „Security“
Einige Kilometer entfernt, in
Hamburg-Harburg, sitzen un-
terdessen die Sicherheitsex-
perten der WSP im Stabsge-
bäude zusammen – vor
wenigen Wochen erst haben
sie ihre Abteilungen neu orga-
nisiert, um noch effektiver zu
werden: Während sich Man-
fred Roß mit seinen Leuten im
Referat WSP 5 um die „Innere
Sicherheit“, die „Port Safety“
kümmert, zeichnet Kollege
Olaf Hagenloch vomWSP 6 für
die „Äußere Sicherheit“, die
„Port Security“ verantwortlich
– er ist der Port Security Officer
der Hamburger Wasserschutz-
polizei und weiß: „100-prozen-
tige Sicherheit gibt es nicht.“
Gleichwohl sei man gut vorbe-
reitet für diverse denkbare Ge-
fährdungslagen, die sich rund
um Europas drittgrößten Ha-
fen ergeben könnten. Der Ab-
wehr von Gefahren, die aus der
Schifffahrt heraus, insbeson-
dere der Ladung erwachsen
könnten, widmen sich Roß und
sein Team. Das Referat „Ge-
fahrgutüberwachung und Um-
weltschutz“ ist Kontroll- und
Verwaltungsbehörde zugleich.
Nicht nur im Hafen-, sondern
im ganzen Stadtgebiet verfol-
gen und bearbeiten sie dort
Umwelt- und Verbraucher-
schutzdelikte, überwachen den
Gefahrgut- und Abfalltrans-
port. Im Hafen liegt der Kon­
trollschwerpunkt von Roß’ Leu-
ten auf der Ladung: Wenn
beispielsweise in der Vorweih-
nachtszeit containerweise
falsch deklarierte Feuerwerks-
körper hier eintreffen, „ziehen
wir die sofort aus dem Verkehr,
damit sie erst gar keinen Scha-
den anrichten können“, sagt
Roß. Die Port Security von Olaf
Hagenloch kümmert sich um
die Abwehr von Gefahren, die
von Außen die Sicherheit ge-
fährden könnten: Personen
werden im Zuge der grenzpoli-
zeilichen Maßnahmen über-
prüft, mit allen Hafenbetrei-
bern und -nutzern gemeinsam
Gefahrenabwehrpläne erarbei-
tet. Der Kriminalermittlungs-
dienst und seine Zivilfahnder
sind tagtäglich im Hafen un-
terwegs, um Containerdieben
oder Autoschiebern das Hand-
werk zu legen.
<
„Tor zur Welt“ offen-
und sicherhalten
„Das ist schon eine tolle Trup-
pe“, zeigt sich denn auch ange-
sichts all dessen der Chef aller
Hamburger Wasserschutzpoli-
zisten mehr als zufrieden. Seit
fünf Jahren leitet Kriminaldi-
rektor Frank-Martin Heise die
„besondere Behörde“, in der er
als Nicht-Seefahrer zunächst
erst mal ankommen musste.
„Die Kolleginnen und Kollegen
kommen alle aus einem ande-
ren Beruf, überwiegend mit
maritimem Bezug – das prägt
schon mal ganz anders. Sie
kennen die Kultur und die
Herausforderungen der See-
leute, sind teilweise selbst jah-
relang rund um die Welt ge-
fahren und wissen auch um die
Sorgen und Nöte an Bord. Da-
mit haben wir den optimalen
Zugang zu den Menschen, mit
denen wir im Hafen Tag für Tag
zu tun haben“, sagt Heise. Für
die Beschäftigten seiner Be-
hörde ist der Job attraktiv, weil
er extrem vielseitig ist, sehr
viele internationale Kontakte
bietet und man viel gestalten
kann. „Für unsere Kunden sind
wir ebenso attraktiv, weil wir
für schnelle, reibungslose Ab-
läufe im Hafen sorgen und im-
mer als kompetente Ansprech-
partner zur Verfügung stehen.“
Denn es ist ja nicht irgendein
Standort, an dem Heise und
seine Behörde als Sicherheits-
dienstleister für Bürger und
Wirtschaft gleichermaßen
agieren: Die geografische Lage
und Top-Performance der Ha-
fenwirtschaft machen den
Hamburger Hafen zur führen-
den Außenhandelsdrehscheibe
der Bundesrepublik. Durch das
„Tor zur Welt“ werden die eu-
ropäischen Binnenmärkte mit
bis zu 450 Millionen Konsu-
menten versorgt. „Dieses Tor
muss offen- und sichergehal-
ten werden“, sagt Heise, denn
eines weiß er auch als Nicht-
Seefahrer ganz genau: „Geht’s
dem Hafen gut, geht’s allen
gut!“
Text: Britta Ibald
Fotos: Jan Brenner
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Äußere und innere Sicherheit: Port Security Officer Olaf Hagenloch und Manfred Roß vom Referat „Gefahrgut-
überwachung und Umweltschutz“ (von links).
MEV
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„So richtig aus der Ruhe bringt uns eigentlich so schnell nichts“, sagt Jürgen
Blanck, Leiter des Hamburger WSP-Kommissariats 1 direkt am Hafen.
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