Bundesjugendtag mit Antragsberatungen fortgesetzt
Klare Absage: Schluss mit Sparen im öffentlichen Dienst
Mit den Antragsberatungen hat die dbb jugend ihren Bundesjugendtag am 7. Mai 2022 in Berlin fortgesetzt – die rund 200 Delegierten aus ganz Deutschland hatten über weit mehr als 100 Anträge zu beraten und zu beschließen.
Insbesondere die drei verabschiedeten Leitanträge zeigen die Linien auf, die die dbb jugend in den kommenden fünf Jahren verfolgen wird. In der digitalen Transformation der Verwaltung sieht die dbb jugend die Zukunftsaufgabe des öffentlichen Dienstes schlechthin. „Es ist wird Zeit für einen Sprung nach vorne. Es wird Zeit, mutig zu sein und den öffentlichen Dienst in die Zukunft zu befördern“, heißt es im Leitantrag Nr. 1 unter der Überschrift „Zeit für ein Update. Mehr Mut zu Veränderungen!“ „Das digitale Leben und Arbeiten ist für die Jugend nahezu selbstverständlich, doch spiegelt sich diese Realität nur unzureichend im öffentlichen Dienst wider. Viel zu oft entspricht der technische Standard an den Arbeitsplätzen nicht dem Stand der Zeit“, lautet das ernüchternde Urteil des Berufsnachwuchses. Gefordert seien „schnelles Breitband-Internet und miteinander vernetzte, intuitive und intelligente Ausstattung für die Beschäftigten und Auszubildenden“, begleitet von „lebensbegleitendem Lernen und an die neuen Begebenheiten angepassten Ausbildungen“ mit Fächern wie E-Government und IT. Zudem müssten neue Schwerpunkte auf die zu vermittelnden Kompetenzen gelegt werden: Soft Skills wie Selbst- und Sozialkompetenz, kooperatives und vernetztes Arbeiten sowie der Erwerb von Sprachen müssen laut dbb jugend einen festen Platz in der Ausbildung von morgen bekommen. Auch die Risiken der Digitalisierung gelte es bei allen Chancen zu berücksichtigen, mahnt die dbb jugend, es brauche „Schutzmaßnahmen vor Überlastung und Selbstausbeutung. Die Arbeitgeber*innen der Zukunft achten ganzheitlich auf das Wohl der eigenen Mitarbeiter*innen und Auszubildenden.“
Eine klare Absage erteilt die dbb jugend weiteren Sparrunden im öffentlichen Dienst: „Die Politik muss mehr in den Staat und seine Beschäftigten investieren“, fordern die jungen Beschäftigten und lehnen einen weiteren Stellenabbau konsequent ab. Gebraucht werde ein starker und gut bezahlter Personalkörper, um die Herausforderungen
der Zukunft bewältigen zu können. „Dies beinhaltet eine vorausschauende und moderne Personalplanung, um trotz des demografischen Wandels und der häufig regen Personalfluktuation Engpässe zu verhindern und Überlastungen zu vermeiden. Sie muss sich an dem tatsächlichen Bedarf der Verwaltung orientieren, der sich durch die objektiv vorhandenen Aufgaben und der Personalbestandsentwicklung der nächsten Jahre definiert und nicht haushaltspolitischen Vorgaben unterliegen darf.“
Befristete Arbeitsverhältnisse beim Staat lehnt die dbb jugend ebenfalls ab und macht deutlich, dass ein starker Staat seine Beschäftigten fair bezahle und sie mit den
gleichen Maßstäben behandele. „Im Beamtenbereich setzt sich die dbb jugend daher für ein einheitliches Beamtenrechtsrahmengesetz und eine bundeseinheitliche Besoldung
ein, damit Abwerbungen zwischen den Bundesländern, beispielsweise bei den Lehrkräften, vorgebeugt wird und damit gleiche Tätigkeit auch gleicher Sold bedeutet.“
Ein klares Statement gibt es von der dbb jugend auch in Sachen Extremismus, Demokratie- und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: „Der Staat muss jeder extremistischen Strömung nachgehen, die die freiheitlich demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland infrage stellt, auch unter seinen eigenen Beschäftigten.“ Ausdrücklich fordert die gewerkschaftliche Jugendorganisation, dass der öffentliche Dienst die vielfältiger werdende Gesellschaft abbilden und entsprechend diverser werden muss.
Die dbb jugend will sich verstärkt für die Ermöglichung und Förderung von mehr ehrenamtlichem Engagement und Mitbestimmung einsetzen und fordert eine stärkere Einbindung der jungen Menschen in politische Entscheidungsprozesse: „Junge Menschen sollen in ihrem späteren Leben nicht die Konsequenzen von Entscheidungen tragen müssen, an denen sie nicht aktiv teilhaben konnten“, stellt die dbb jugend klar. Auch im Berufsalltag müssten die Perspektiven und Kompetenzen der jungen Beschäftigten in Sachen Ehrenamt stärker einbezogen werden: „Nur wer offen für Neues und damit für die Bedürfnisse der Jugend ist, wird das Rennen um die besten Köpfe gewinnen.“
„Die Zwanzigerjahre dieses neuen Jahrtausends haben es in sich: Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Klimakrise, schwächelnde soziale Sicherungssysteme, Digitalisierungsstau. Die Zukunft der junge Generation hängt von der Bewältigung dieser Herausforderungen ab. Deshalb fordern wir die Politik dazu auf, notwendige Veränderungen mutig anzugehen – für eine starke Jugend, die eine lebenswerte Zukunft in unserm Land vor sich hat und für eine nachhaltige demokratische Staatsorganisation, die ihre Stärke aus ihren motivierten Beschäftigten zieht“, machte dbb jugend Chef Matthäus Fandrejewski deutlich.