Zahl der Angriffe gegen Beschäftigte nimmt zu

Gewaltprävention im öffentlichen Dienst verbessern

Eine deutliche Verbesserung der Gewaltprävention im öffentlichen Dienst haben der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach und die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer gefordert. „Die zunehmende Gewalt gegen zahlreiche Berufsgruppen im öffentlichen Dienst muss konsequent und systematisch bekämpft werden“, sagte Silberbach bei der Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung am 4. März 2016 in Königswinter. Der dbb Vize regte dazu eine wissenschaftlich fundierte Zusammenarbeit von Beschäftigten, Präventionspraktikern, Dienstherrn und Arbeitgebern an, die sich mit Gründen und Auswirkungen von Gewaltaktionen gegen das Staatspersonal auseinandersetzt und Methoden festlegt, die zu möglichst gewaltfreien Arbeitsbereichen führen.

„Die Morde an einer Jobcenter-Kollegin in Neuss und einem Finanzbeamten in Rendsburg, die Geiselnahme in einer Kölner Kita oder das abgebissene Ohr eines Ortspolizisten in Stuttgart sind dramatische Höhepunkte einer Dauerkrise“, betonte Silberbach. „Gewalterfahrungen gehören zum traurigen ‚Tagesgeschäft‘ des öffentlichen Dienstes.“ Betroffen seien Beschäftigte quer durch alle Bereiche – „nicht nur bei Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften, auch in Jobcentern, Arbeitsagenturen, Wohnungs-, Sozial- und Ordnungsämtern, bei Vollzugsdiensten, im Nah- und Fernverkehr nimmt die Zahl der Angriffe gegen die Kolleginnen und Kollegen stetig zu. Auch die zunehmend hemmungslose anonyme Unterstützerszene, die solche Attacken in den sozialen Netzwerken des Internets mit verbalem Applaus feiert, zeigt das Ausmaß der Gewaltbereitschaft“, warnte der dbb Vize. Neben technischen Sicherheitsmaßnahmen müsse daher auch „an der Wertschätzung gearbeitet werden: Der öffentliche Dienst und die Menschen, die ihn verkörpern, verdienen Respekt und eine anständige Behandlung. Wenn sich der Staat selbst nicht hinter seine Mitarbeiter stellt, Politiker im öffentlichen Personal nur einen Kostenfaktor oder bestenfalls eine haushaltsrelevante Verschiebemasse sehen, braucht sich niemand zu wundern, dass einige meinen, die Beschäftigten seien Freiwild“, kritisierte Silberbach.

Mehr Sicherheit am Arbeitsplatz insbesondere für Frauen im öffentlichen Dienst war ein Schwerpunktthema der Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung. „Die Erfahrungen der letzten Zeit zeigen, dass vor allem weibliche Beschäftigte besser vor aggressivem Verhalten geschützt werden müssen. Sei es bei der Polizei, in den Arbeitsagenturen oder Flüchtlingsaufnahmestellen – um einen gewaltfreien, sicheren Raum für Frauen zu schaffen, brauchen wir eine starke Vertrauenskultur. Gemeldete Vorfälle müssen von Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten sehr ernst genommen werden, auch verbale und sexistische Übergriffe“, forderte die dbb frauen-Vorsitzende Helene Wildfeuer. Eine bundesweite Strategie gegen Gewalt im öffentlichen Dienst, wie sie der dbb, dessen Landesbünde und Mitgliedsgewerkschaften fordern, sei daher nur zu begrüßen.

Die Hauptversammlung der Bundesfrauenvertretung befasste sich auf ihrer Frühjahrstagung auch mit der Ausgestaltung einer diskriminierungsfreien Beurteilungspraxis im öffentlichen Dienst. „Telearbeit und Teilzeit erschweren auch im öffentlichen Dienst noch immer das Fortkommen. Wer weniger Zeit im Büro verbringt, leistet entsprechend weniger. Dieser Mythos hält sich hartnäckig und wird den Betroffenen mit schlechten dienstlichen Beurteilungen quittiert. Wir müssen endlich zu leistungsgerechten Beurteilungen kommen, die frei sind von geschlechterdiskriminierenden Beurteilungskriterien“, machte die Vorsitzende deutlich.

 

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