• Bildergalerie
  • Wolfgang Speck, Vorsitzender der dbb bundesseniorenvertretung
  • dbb Bundesvorsitzender Klaus Dauderstädt
  • Dr. Sven-Olaf Obst
  • Regina Kraushaar
  • Prof. Dr. Ursula Lehr
  • Anke Töpper
  • Julia Zichner
  • Prof. Dr. Ulrich Hegerl
  • Dr. Sylke Wetstein
  • Uta Kramer-Schröder, Zweite Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung

4. Seniorenpolitische Fachtagung

Gesund alt werden

Die Seniorenpolitische Fachtagung der dbb bundesseniorenvertretung widmet sich relevanten Themen der Seniorenpolitik. Bei der vierten Auflage der Tagung am 25. September 2017 im dbb forum berlin ging es um das Rahmenthema „Gesund alt werden – von nix kommt nix“. Neben praktischen Beiträgen von Referentinnen und Referenten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, des Deutschen Turner-Bundes und der Pflegeberatung wurden auch die unangenehmen Seiten des Alterns nicht ausgeklammert.

Die wichtige Bedeutung einer kontinuierlichen und nachhaltigen betrieblichen Gesundheitsförderung während des aktiven Berufslebens und darüber hinaus betonten der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt und Wolfgang Speck, Vorsitzender der dbb bundesseniorenvertretung. „Professionelles Gesundheitsmanagement und eine gesunde und altersgerechte Führungskultur sind die unabdingbaren Voraussetzungen für die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten sowohl im aktiven Berufsleben als auch danach im Ruhestand“, sagte Dauderstädt. „Wenn wir in Verwaltungen und Betrieben bereits den Grundstein für eine gesunde Lebensweise und -haltung legen, profitieren Beschäftigte, Arbeitgeber und Dienstherrn ebenso wie die Gesellschaft insgesamt.“

„Wir werden immer älter. Freuen wir uns darüber!“, sagte dbb senioren-Vorsitzender Wolfgang Speck und appellierte: „Langlebigkeit verpflichtet aber auch dazu, möglichst gesund und kompetent älter zu werden. Hier ist auch jeder Einzelne aufgerufen, Vorsorge zu treffen, um körperlich und geistig aktiv zu bleiben – denn von nix kommt nix.“

Eigenverantwortlich zum Wohlbefinden

Dr. Sven-Olaf Obst, Unterabteilungsleiter „Demografischer Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, unterstrich in seinem Grußwort, dass die Gestaltung des demografischen Wandels eine zentrale gesellschaftspolitische Zukunftsaufgabe sei. Die Herausforderung liege dabei insbesondere in einem neuen Umgang mit der gestiegenen Lebenserwartung: „Wenn Menschen nach dem Ende des aktiven Berufslebens noch gut zwei Jahrzehnte vor sich haben, dann müssen wir dafür sorgen, dass sie diesen Lebensabschnitt möglichst fit, gesund und selbstbestimmt gestalten können“, so Obst. Dabei komme den Senioren ein durchaus entscheidendes Maß an Eigenverantwortlichkeit für die persönliche Gesundheit zu, betonte der Experte. Entscheidend sei auch, sich von überkommenen negativen Altersbildern zu lösen: Die Senioren von heute hätten nichts mehr mit den Bildern, die man von den Großeltern vor 40 Jahren vor Augen habe, zu tun. „Weil unsere Vorstellungen vom eigenen Alter sehr stark geprägt sind von unseren Erfahrungen damit, müssen wir bewusst realistische und differenzierte positive Altersbilder dokumentieren und unterstützen.“

Grußwort von Dr. Sven-Olaf Obst, Unterabteilungsleiter „Demografischer Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (PDF)

Dass Gesundheit weit mehr sei als das Fehlen von Krankheit und Gebrechen, betonte Regina Kraushaar, Abteilungsleiterin „Pflegesicherung und Prävention“ aus dem Bundesgesundheitsministerium. Es gehe um Wohlbefinden – auch im Alter. Dazu gehörten körperliche Gesundheit ebenso wie soziale und geistige Aktivität und Teilhabe. Der Weg dorthin sei zweigleisig: Zum einen müssten die älter werdenden nicht nur eigenverantwortlich ihren Teil zum Wohlbefinden beitragen. Auch der Staat sei in der Pflicht, die individuelle Motivation zu fördern und zu unterstützen. „Wir brauchen eine jeweils lebensweltbezogene Gesundheitsförderung quer durch alle Generationen“, forderte Kraushaar und nannte als ein Beispiel das gesunde Essen von Kitas und Schulen über Kantinen bis hin zu Pflegeheimen. Überall müsse gesundheitsbezogenens Verhalten gefördert und gefordert werden.

Grußwort von Regina Kraushaar, Leiterin der Abteilung „Pflegesicherung, Prävention“ im Bundesministerium für Gesundheit (PDF)

Lehr: Schonung führt zu Hilflosigkeit

„Wir haben es selbst in der Hand, wie wir altern. Hierbei gilt es, nicht nur dem Leben Jahre zu geben, sondern den Jahren Leben.“ Mit diesem Wortspiel sicherte die bekannte Altersforscherin und Psychologin Ursula Lehr sich die Aufmerksamkeit der Tagungsteilnehmer. Zusätzliches Gewicht verlieh den Fakten und Argumenten, die sie vortrug, auch ihr persönlicher Hintergrund: Schließlich feierte die emeritierte Professorin, die unter Bundeskanzler Helmut Kohl 1988 bis 1991 Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit war und bis heute als stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Bagso) aktiv ist, diesen Sommer ihren 87. Geburtstag. Lehr machte deutlich, dass weniger der – mit zunehmendem Alter eher illusorische Zustand vollständiger Gesundheit – ursächlich für das Erreichen eines hohen Alters sei, sondern viel mehr die subjektive Selbsteinschätzung, mit der ein Mensch sein Befinden bewertet. Die Ergebnisse der von Lehr ab 1976 begleiteten Bonner Gerontologischen Längsschnittstudien zeigen deutlich, dass die Probanden, die sich – auch bei anders lautendem Arzturteil subjektiv relativ gesund fühlten – länger lebten als jene, die sich eher krank fühlten, selbst wenn ein Arzt ihnen das Gegenteil bescheinigte: „Die ‚Gesunden‘ waren aktiver, bewegten sich mehr. Die ‚Kranken‘ waren passiv und antriebslos.“ Diese Passivität könne auch durch das Verhalten des Arztes ausgelöst werden, stellte die Altersforscherin klar: „Ärzte sollten ihren betagten Patienten nicht ständig sagen, was sie in ihrem Alter nicht mehr können, sondern sie ermutigen, sich etwas zuzutrauen. Die Empfehlung, sich zu schonen und Bewegung einzuschränken steigere die Sturzgefahr, schmälere das Selbstbewusstsein und führe auf lange Sicht in die Hilfslosigkeit.

Gut ernährt und fitgeturnt

Julia Zichner von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung stellte in ihrem Vortrag Empfehlungen für „Ausgewogene Ernährung im Alter“ vor. Zu beachten sei dabei, dass ältere im Vergleich zu jüngeren Menschen in der Regel zwar einen geringeren Kalorien-, aber einen ähnlich hohen oder sogar höheren Nährstoffbedarf haben. Daher sei zwar auch die Menge, insbesondere aber die Qualität und die Ausgewogenheit der Ernährung von Bedeutung. Die Basis und größte Produktgruppe einer gesunden Ernährungspyramide sollen demnach Kohlenhydrate (Brot, Kartoffeln, Reis) bilden, es folgen – mit abnehmender Menge – Gemüse und Salat, Obst, Milch und Milchprodukte, Fisch und Fleisch sowie Fette und Öle. Zudem lasse bei älteren Menschen oft das Durstgefühl nach, eine regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme von mindestens 1,5 Litern am Tag sei daher besonders wichtig. Außerdem sei insgesamt ein möglichst geringer Zuckergehalt wichtig, um Bluthochdruck, Diabetes oder Gelenkerkrankungen vorzubeugen. Für die Aufnahme und Verarbeitung der Nähstoffe sei zudem ergänzend zur Lebensmittelauswahl viel Bewegung im Alltag vorteilhaft.

Letzteres unterstrich auch Anke Töpper vom Deutschen Turner-Bund in ihrem Vortrag über „Bewegung zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit“, die das Publikum in diesem Sinne während ihres Vortrages immer wieder zu kleineren Bewegungs- und Koordinationsübungen aufforderte. Grundsätzlich erhalte der Körper nur Funktionen, die er regelmäßig benötige. Daher berge Inaktivität das größte Risiko für ältere Menschen, deren Leistungsfähigkeit und insbesondere Muskelkraft mit den Jahren ohnehin schwinde. Die daraus resultierende Unsicherheit, etwa aus Angst vor Stürzen, könne in einen Teufelskreis aus Angst, Vermeidung, Einschränkung und weiterem Leistungsabbau führen. „Bewegung baut die Brücke zwischen Körper und Geist“, erklärte Töpper.

Depression kann jeden treffen

Depressionen können entgegen der immer noch landläufigen Meinung jeden treffen. Das war der Grundtenor des Vortrages von Prof. Dr. Ulrich Hegerl vom Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Psychische Gesundheit, der Depression als „schwere, eigenständige psychische Erkrankung“ klassifizierte, die „oft unabhängig von äußeren Umständen auftritt“. Dabei werde „Depression“ oft als Begriff gebraucht, um alltägliche Schwankungen des Befindens zu beschreiben. Aus medizinisch-therapeutischer Sicht aber sei die Depression „eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen beeinflusst, mit Störungen von Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und ihren negativen Gedanken befreien“, so der Mediziner. Glücklicherweise gebe es heute gute und effektive Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung – wenn eine Depression als solche richtig diagnostiziert werde. Hegerl verwies darauf, dass das Krankheitsbild Depression mit einer um bis zu zehn Jahre verminderten Lebenserwartung einhergehe und den Betroffenen einen Leidensdruck bereite, der bis zum Selbstmord führen könne. Über die medizinische Hilfe hinaus empfahl Hegerl Betroffenen und Angehörigen die Hilfsangebote der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Hegerl vom Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Psychische Gesundheit (PDF)

Pflege und Prävention

So fit und gesund moderne Senioren auch sind: Pflege kann ebenfalls für jeden zum Thema werden. Dr. Sylke Wetstein von COMPASS Private Pflegeberatung umriss in ihrem Vortrag die Vorzüge der Prävention vor und in der Pflege im Rahmen der neuen Pflegebegutachtung. Geeignete Präventionsmaßnahmen seien wichtig, um eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes Pflegebedürftiger zu vermeiden. „Das Ziel der Pflegeberatung muss sein, Menschen in die Lage zu versetzen, ihre Pflegeentscheidungen weitgehend selbst zu treffen“, so Wetstein. Weiter könne Prävention auch auf Angehörige ausgedehnt werden, die sich mit der Pflege oft übernähmen.

Vortrag von Dr. Sylke Wetstein von COMPASS Private Pflegeberatung (PDF)

In ihrem Schlusswort fasste die stellvertretende Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung, Uta Kramer-Schröder, die Ergebnisse treffend zusammen: „Risiken können im Alter nicht ausgeschlossen werden. Aber für Prävention im Alltag kann jeder etwas tun. Oft sind es die kleinen Dinge, die uns helfen.“

 

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