New Work im öffentlichen Dienst

Aus Softskills werden Hard Facts

Der öffentliche Dienst der Zukunft setzt eine moderne, familienfreundliche Arbeitsumgebung voraus. Nur so kann die Fachkräftelücke geschlossen werden.

„Digitale Konferenz-Tools wie GoTo-Meeting, WebEx und Zoom gehören längst zum neuen Alltag – vorausgesetzt das W-Lan im Homeoffice funktioniert. Doch damit sind wir noch lange nicht in der digitalen Arbeitswelt angekommen. Jetzt geht es darum, die angestoßene Veränderung zu stabilisieren, zu institutionalisieren und für einen tatsächlichen Wandel der Behördenkultur zu nutzen – weg vom präsenzgetriebenen Hierarchiedenken hin zu einer Verwaltungskultur, die Vielfalt fördert, Barrieren abbaut und Karrieremodelle neu denkt“, schreibt die Vorsitzende der dbb frauen, Milanie Kreutz, in einem Gastbeitrag der f4p – future for public, dem Online-Magazin des Behörden Spiegel für Nachwuchskräfte im Öffentlichen Dienst.

Ein wenig Homeoffice reicht nicht

Angesichts des massiven Fachkräftemangels im öffentlichen Dienst warnt Kreutz davor, den Ernst der Lage zu unterschätzen. Im Wettkampf um die besten Nachwuchskräfte würden Softskills zu Hard Facts. Gleichstellung zwischen Mann und Frau, Vielfalt, eine gute Klimapolitik und attraktive Arbeitsbedingungen seien für Arbeitgebende ein Muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. „Ein digitales Projekt hier, ein wenig Homeoffice da – das reicht längst nicht aus, um die enorme Fachkräftelücke im öffentlichen Dienst mit gut qualifizierten Fachkräften – und das sind vor allem Frauen – zu schließen.“

Der öffentliche Dienst müsse neu gedacht und konsequent an die sich im Wandel begriffenen Gegebenheiten angepasst werden. Hierarchien und Prozesse sollten kontinuierlich hinterfragt und auf Zukunftstauglichkeit geprüft, neue Zielgruppen nicht nur benannt, sondern auch gezielt angesprochen werden. In diesem Kontext sei es wichtig zu wissen, was sich potenzielle Bewerberinnen und Bewerber unter guten und erstrebenswerten Arbeitsplätzen vorstellen. „Fest steht: Die papierlastige, präsenzorientierte, lediglich ausführende Tätigkeit in der paragrafenstaubigen ‚Amtsstube‘ ist es nicht. New Work ist aus unserer Sicht der richtige Weg“, so Kreutz.

Führung neu denken

Vor allem Frauen könnten in der digitalen, agilen Arbeitsumgebung als Führungskräfte punkten, zeigte sich Kreutz überzeugt. Sie brächten häufig schon viele der gefragten Voraussetzung mit, die ein empathischer Führungsstil erfordere. Dienstgebende müssten sich ganz gezielt an diese Klientel wenden und zwar mit attraktiven Angeboten und dem ehrlichen Ansinnen, etwas verändern zu wollen: „Rund 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten im öffentlichen Dienst sind Frauen. Und viele sagen: Ja, ich will mich entwickeln, ja ich kann mir Führungsaufgaben vorstellen, wenn von meinem Zeitbudget auch genug für die Familie übrigbleibt. Wenn sie beispielsweise die Möglichkeit hätten, eine Leitungsposition in Teilzeit auszuüben oder an manchen Tagen auf Anfahrtszeiten verzichten können, weil sie geschult wurden, im Homeoffice die Teammitglieder zu lenken, dann ist das eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“

 

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