dbb Chef im Interview
Arbeiten im öffentlichen Dienst: Nicht nur Geld entscheidend
Im Interview mit der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ (Ausgabe vom 22. Oktober 2019) hat dbb Chef Ulrich Silberbach flexiblere Arbeitszeitmodelle für den öffentlichen Dienst gefordert.
„Die Attraktivität des öffentlichen Dienstes hängt nicht allein vom Geld ab“, erklärte der dbb Bundesvorsitzende. „Um mehr junge Leute zu gewinnen, müssen wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von Beruf und Pflege von Angehörigen, ja auch von Beruf und Freizeit verbessern.“ Zudem sollten die öffentlichen Arbeitgeber die gesellschaftliche Bedeutung der Arbeit im öffentlichen Dienst stärker betonen. „Wir müssen Menschen finden, die etwas für das Gemeinwohl tun wollen. Da gibt es ja viele.“
Auf diesem Wege könnten auch in Bereichen mit besonders großem Personalmangel noch Fachkräfte gewonnen werden, etwa in der IT. Silberbach: „Hier haben wir gegenüber der freien Wirtschaft, die solchen Kräften viel höhere Löhne zahlt, fast keine Chance. Wir müssen stärker an die gesellschaftliche Verantwortung solcher Computer-Spezialisten appellieren, nach dem Motto: Du arbeitest für das Gemeinwohl, für unser Land.“ Als weitere Beispiele für Arbeitsfelder mit besonders Nachwuchssorgen nannte der dbb Chef die Justiz, die Steuerverwaltung und die Polizei.
Ein weiteres Hindernis für den Einstieg von jungen Menschen in den öffentlichen Dienst sei auch die immer noch große Zahl an befristeten Stellen. „Junge Menschen haben auf dieser Grundlage keine Planungssicherheit: Mit einer befristeten Beschäftigung bekommen sie keinen Kredit und nur schwer eine Wohnung“, erklärte Silberbach. „Angesichts des leer gefegten Arbeitsmarktes gehen junge Menschen dann eben in die freie Wirtschaft. Selbst wenn sie auch dort nur einen befristeten Arbeitsvertrag bekommen, erhalten sie immerhin mehr Geld als beim Staat.“